Feste, Feiern und Bräuche im Jahreskreis

Feste, Feiern und Bräuche im Jahreskreis

Feste und Bräuche geben uns allen eine Struktur innerhalb eines Jahres vor. Denn sie wiederholen sich immer wieder und zeigen uns den Kreislauf des Jahres und gewissermaßen auch des Lebens auf. Und sie wecken in uns Erinnerungen. Außerdem markieren Sie wichtige Abschnitte im Jahresverlauf. Ostern läutet den Frühling ein, die Sommersonnenwende zeigt uns an, dass die Tage wieder kürzer werden und die Wintersonnenwende markiert den Zeitpunkt an dem die Tage wieder länger werden. Die Rauhnächte helfen uns zwischen den Feiertagen innezuhalten und Lichtmess zeigt uns, dass der Winter langsam zu Ende geht und es dem Frühling entgegengeht. Viele dieser Feste sind bei uns in einen christlichen Hintergrund eingebettet. Die meisten dieser Feste haben aber einen viel älteren und teilweise mystischen Hintergrund. Und sie hatten schon für unsere Vorfahren und Ahnen eine wichtige Bedeutung. Viele Feste waren bereits in der keltischen Kultur fest verwurzelt und haben ihren Ursprung dort. Bei allen Festen spielen Mond und Sonne eine wichtige Rolle. Die beiden Himmelsgestirne sind für Menschen seit jeher Fixpunkte bei Tag und bei Nacht sowie im Sommer und im Winter. In frühen Zeiten als es noch keine Uhren und keinen Kalender gab, markierten Sonne und Mond wichtige Zeitpunkte im Tagesablauf und im Jahresablauf, an denen sich die Menschen orientieren konnten. Die Menschen wussten, dass es Zeit für Saat oder Ernte war, wenn die Sonne wieder an einem bestimmten Punkt stand oder zu einer bestimmten Zeit an einem Ort unterging. Das heißt, dass Feste und Bräuche damals vielmehr in den Kreislauf der Natur eingebettet waren, als dies heute der Fall ist. Und auch der Mensch an sich war näher an der Natur, als das heute der Fall ist. Jeder hatte seinen Platz in einem gewissen Kreislauf. Und der Mensch lebte mit dem Wandel, mit dem Wandel von Sonne und Mond, Tag und Nacht, sowie Sommer und Winter und Herbst und Frühling.

Der keltische Kalender

Die Kelten fassten den Kreislaufgedanken sogar in ihrem Kalender auf. Denn sie hatten Jahreskreise, Monatskreise, Tageskreise und Stundenkreise. Dabei begann jeder Kreis mir der dunklen Seite. Der Tagesbeginn war die abendliche Dämmerung, der Jahresbeginn lag im dunklen November und der Monat begann mit dem Neumond, der nicht sichtbar war. Für die Kelten bedeutete dies, dass das Helle aus dem Dunklen entsteht. Das kann als eine sehr positive Sichtweise betrachtet werden. Denn auf das Dunkel folgt das Licht. Der keltische Kalender wird durch vier Kardinalpunkte geprägt, die allesamt mit der Sonne zu tun haben: Die Sommersonnenwende (am 21. Juni), die Wintersonnenwende (am 21. Dezember), die Frühjahrs-Tag-Und-Nacht-Gleiche (am 21. März) und die Herbsttagundnachtgleiche (am 21. September). Zwischen diesen großen Kardinalpunkten liegen die „Kreuz-Viertel-Tage“. Diese Tage liegen genau zwischen den großen Kardinalpunkten. Bei diesen Tagen bzw. Nächten handelt es sich um Allerheiligen (1. November), Lichtmess (2. Februar), die Walpurgisnacht (1.Mai) und Maria Himmelfahrt (1. August). Das heißt, es gab für die Kelten insgesamt acht Fixpunkte im Jahr, an denen rituelle Feste gefeiert worden sind. Zwischen diesen Tagen lagen acht Räume mit ganz verschiedenen Qualitäten und Mythen. Für die Kelten waren nicht nur die Feiertage, sondern gerade die Übergänge zwischen den einzelnen Zeiträumen wichtig. Diese Zwischenräume markierten für die Kelten eine Art „Niemandsland“, in denen auch das Diesseits und das Jenseits transzendierten. Auch aus diesem Grund versetzten sich die Menschen zu diesen Zeitpunkten gerne in Rausch oder Ekstase, um in diese andere Welt zu gelangen und mit Ahnen, längst verstorbenen oder anderen Wesen zu kommunizieren. Jedes Fest spricht dabei einen anderen Aspekt unserer Seele an. Wer sich davon berühren lässt, kann sich mit seiner eigenen Seelenwelt verbinden und in die Welt von Mythen, Helden und Göttern eintauchen. Der keltische Kalender schaffte es, sowohl das Mondjahr und das Sonnenjahr in Einklang zu bringen. Dazu rechneten Sie in größeren Zyklen von 19 Sonnenjahren. Diese 19 Sonnenjahre sind das Äquivalent zu 235 Mondmonaten. Denn alle 19 Jahre stehen Mond und Sonne in der gleichen Beziehung zueinander. Der Kalender entsprach fünf Sonnenjahren. Drei Sonnenjahre waren je zwölf Monate lang, zwei Jahre waren jeweils 13 Jahre lang. Dabei hatte der 13.Monat keinen Namen. Auf diesen 13.Monat gehen heute noch die Rauhnächte zwischen Weihnachten und dem 6. Januar zurück.

Das Frühlingsfest: Ostara / Ostern

Ostern steht für uns für den Frühling. Das Fest markiert den Aufbruch in ein neues Jahr. Für die Christen bedeutet es mit der Auferstehung Jesu einen Neubeginn und die Überwindung des Todes und des Bösen. Ostern ist für uns froh und hell. Wir verbinden mit Ostern bunte Farben, das Blühen der Natur und dass wir das Böse und Dunkle hinter uns lassen. Die großen Kirchen feiern das Fest als Auferstehungsfest, dass die dunkle, böse Zeit hinter sich lässt. Doch Ostern ist keine Erfindung der christlichen Kirche. Schon im Mithraskult in Kleinasien und im Römischen Reich gab es ein Fest der Auferstehung. Der Gott Mithras starb, um dann wieder aufzuerstehen. Wie bei Jesus geschah dies aus einer Felsenhöhle. Vieles davon scheint die Kirche übernommen zu haben. Das Osterfest selbst jedoch ist ein uraltes Fest, mit dem schon seit langer Zeit der Frühlingsanfang gefeiert wird. Es hat außerdem einen starken Bezug zum Mond. Und auch das Datum unseres Osterfestes richtet sich jedes Jahr nach dem Mond. Es findet nämlich am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond nach der Frühlings-Tagundnachtgleiche statt. Diese Tagundnachtgleiche ist am 21. März. Das bedeutet, dass der früheste Termin für das Osterfest der 22. März ist. Das späteste Datum ist der 25. April. Der Name „Ostern“ stammt aus dem Mittelalter. Es wird vom althochdeutschen Wort „Ostarun“ hergeleitet. Das wiederum stammt von der Frühlingsgöttin „Ostara“ oder „Eostre“. Ostara findet sich auch heute noch als Stamm im Wort „Österreich“. Denn das wurde als Reich der Ostara bezeichnet. Wörtlich bedeutet das Wort so etwas wie „Erd-Zeugung“. Denn „Os“ bedeutet Entstehung und „tar“ steht für „zeugen“. Auch das Wort Osten lässt sich auf diese Art und Weise herleiten, denn im Osten geht die Sonne auf. Und auch die heute so verbreiteten Symbole „Osterei“ und „Osterhase“ sind keine Erfindung der Neuzeit. Denn beide Symbole wurden bereits bei den alten Ägyptern oder den Persern verwendet. Eier gelten schon lange als Symbol für die Wiedergeburt. In vielen Ländern und Kulturen sind rote Ostereier verbreitet. Da rot als Farbe des Lebens gilt. In manchen Ländern werden zu Ostern sogar rote Eier auf Grabstätten gelegt. Eine andere Analogie zum Ei ist das „Weltenei“. Laut dieser Geschichte wärmte eine Göttin das Ei, aus dem später die Erde entstand, lange an ihre Brüste, bevor sie es ins weite Dunkel legte. Aus dem Ei entstand anschließend die ganze Erde und aus dem Dotter die Sonne.

Die Fastenzeit

Zu Ostern gehört untrennbar die Fastenzeit. Das sind die 40 Tage vor Ostern, an denen viele Menschen bewusst auf etwas verzichten. Bei uns beginnt die Fastenzeit am Aschermittwoch und dauert bis zum Ostersonntag. Wir verstehen die Fastenzeit als christlichen Brauch, der an das Leiden Jesu Christi erinnern soll. Allerdings gibt es Quellen, die eine Fastenzeit bereits schon 1000 v.Chr. nachweisen können.

Beltane / Walpurgis: Das Siegesfest der Sonne

Die Walpurgisnacht, die in der Nacht vom 30.April auf den 1.Mai gefeiert wird, hat eine lange Tradition. Der Nacht mutet seit jeher etwas Mystisches an und an vielen Orten gibt es Bräuche und Feste, um dies zu feiern. Und auch in Goethes Faust spielt eine entscheidende Szene in der Walpurgisnacht. Viele der heutigen Bräuche haben mit dem Aufstellen eines Maibaums zu tun – aber dazu später. Zu früheren Zeiten gab es noch kein festes Datum für dieses Fest, sondern es wurde in der nächstgelegenen Vollmondnacht gefeiert. Allerdings liegt der 1.Mai exakt zwischen der Tag-und-Nachtgleiche des Frühlings und der Sommersonnenwende. Da bei den alten Kelten das Jahr bereits im November begonnen hat, markiert die Walpurgisnacht außerdem genau die Jahresmitte und den Beginn der hellen Hälfte – des Jahrestag. Somit steht die Walpurgisnacht exakt an der Schwelle vom Dunklen ins Helle. Der 1.Mai bezeichnet den Beginn des „Jahrestag“ und diese Zeit war geprägt von Wärme, Freude, Licht und Fröhlichkeit. Denn damals hatte der Winter (oder die Jahresnacht) noch eine ganz andere Bedeutung als heute. Denn der Winter mit seiner Kälte förderte Krankheiten und Hunger und führte bei vielen Menschen zum Tod. Wie befreiend muss es also damals gewesen sein, wenn der Sommer mit seinem Licht, der Wärme und der lebensspenden Energie zurück war und man das Dunkle erst einmal hinter sich gelassen hatte. Und genau das feierten die Kelten mit der Walpurgisnacht. Denn das Leben ging weiter und ein neuer Jahrestag lag vor den Menschen.

Namensklärung Walpurgis

Der Name Walpurgisnacht geht auf die Göttin Walpurgis zurück. Sie war ursprünglich eine heidnische Göttin. Später wurde sie von der Kirche aufgegriffen und sogar heiliggesprochen. Der Name Walpurgis (oder Walpurga) hat einen germanischen Ursprung. Frühe Erwähnungen findet eine „Waluburg Semnoni Sibylla“. Übersetzt bedeutet Waluburg, die Seherin der Semnonen. Walpurgis hat also etwas an sich, was mit sehen, zaubern oder auch mit Schamanismus zu tun hat. Zudem ist die erste Silbe „Wal“ der gleiche Beginn wie bei den Walküren. Deswegen könnt es auch hier eine Verbindung geben. Auch eine Verbindung zum Wort „vilasa“ liegt nahe. Denn dabei geht es um ekstatische Freuden. Auch in Niederösterreich und Böhmen finden sich Zeugnisse einer Walpurga. Dort wird Walpurga als weiße Göttin mit goldener Krone und Spiegeln dargestellt. All das verleiht ihr die Anmutung einer Sonnengöttin. Mit der Walpurgisnacht werden allerhand wundersame Dinge verbunden. Aus Brunnen soll Wein statt Wasser gesprudelt sein, aus einfachen Weidenzweigen wurden verzauberte Wünschelruten und aus dem Boden stiegen durch wundersame Weise Schätze empor.

Namensklärung Beltane

Im keltischen Kalender findet sich für die Walpurgisnacht auch noch eine andere Bezeichnung: Beltane. Beltane steht für das Fest der Fruchtbarkeit und des Lebens und für den Sieg der hellen Sonne über den dunklen Winter. Wörtlich bedeutet „Bel“ leuchtend oder glänzend. Tene (oder Teine) steht für das Feuer. Beltane steht auch für die Götterhochzeit oder die Vereinigung von Himmel und Erde. Bei den Germanen ist die Vermählung von Odin mit Freya eine Analogie zu Beltane. Bei den Iren ist es die Vereinigung des Gottes Dagda mit Morgana. Hier vereinigen sich quasi die Sonne und die Erdmutter. Und bei den Griechen steht Dionysos für das gleiche Bild. Semele war die Mutter des Dionysos und ihr Name bedeutet Erde. Da der Vater von Dionysos ein Gott war, steht Dionysos somit für die mystische Vereinigung von Himmel und Erde.

Bräuche in der Walpurgisnacht

Bis in die Neuzeit haben sich rund um die Walpurgisnacht, die auch gerne als Freinacht bezeichnet wird, viele Bräuche erhalten. Leider nutzen manche Menschen die Freinacht für Randale, was ihr mancherorts einen schlechten Ruf eingebracht hat. Der Maibaum: Zu den wichtigsten Bräuchen in der Mainacht gehört das Aufstellen eines Maibaumes. In vielen Orten hat es sich eingebürgert, dass sich am Vorabend des 1.Mai die Dorfgemeinschaft am zentralen Platz des Ortes versammelt und dort ein Maibaum aufgestellt wird. In manchen Orten werden die Bäume mit purer Manneskraft aufgestellt, in anderen Orten werden motorisierte Hilfsmittel zur Hilfe genommen. Traditionell handelt es sich bei diesem Baum um eine Birke. In manchen Regionen gibt es auch den Brauch, dass junge Männer ihren Freundinnen oder Angebeteten einen kleine geschmückte Birke vor das Haus stellen, um ihre Zuneigung auszudrücken. Der Maibaum hat dabei eine besondere symbolische Bedeutung, die für Vereinigung und Fruchtbarkeit steht. Der Baum stand früher für einen Phallus, der in die Erde gerammt wurde. Das sollte die Hochzeit der Götter symbolisieren. Meist trug der Maibaum an seiner Spitze einen geschmückten Kranz. Dieser Kranz stand symbolisch für die weibliche Vulva und neues Leben. Auch heute noch werden Maibäume mit aufwändigen Kränzen geschmückt und mit bunten Frühlingsblumen verziert. Mancherorts werden auch Brote, Würste und Eier in den Kranz mit eingeflochten. Auch bunte Bänder oder eine Krone können den besonderen Baum zieren. Der Bändertanz um den Maibaum und das Verweben und Verknüpfen der Bänder hatte dabei sowohl eine Bedeutung für das Anbandeln von Männlein und Weiblein, als auch die Bedeutung, dass sich Himmel und Erde vereinen. Da der Mai eng mit dem Thema Verbindung und Brautschau verbunden ist, wurden Hochzeiten lange Zeit im Mai gefeiert und waren mit großen Festen, viel Musik und lodernden Feuern verbunden. Der Tanz in den Mai Genauso wie der Baum, gehört auch der Tanz zur Mainacht. Wie bereits erwähnt, geht es auch in einer Episode von Goethes Faust um den Maitanz. Goethe wählte dafür den Brocken im Harz, als berühmten Tanzplatz. In alten Geschichten reiten dabei Hexen auf ihren Besen durch die Luft und feiern mit dem Teufel ausschweifende Feste und Orgien. Natürlich sind diese Geschichten frei erfunden und entspringen der Phantasie. Wie bei jeder Geschichte steckt aber auch hier ein Quäntchen Wahrheit. Die „Hexenbesen“ gab es in der Tat. Allerdings dienten die Ruten und Zweige aus Reisig vornehmlich dazu, den Tanzplatz abzugrenzen. Das war ein kultischer Brauch, um den Platz einzuzäunen und zu schützen. Bei den fröhlichen Tänzen schafften es manche sich in eine regelrechte gemeinsame Trance zu tanzen und der Realität zu entfliehen. Diese hochenergetischen Tänze mögen für Beobachter befremdlich gewesen sein und beim Ein oder anderen zu Furcht geführt haben. Letztendlich führte das dazu, dass die Kirche das ganze verteufelt hat. Sie konnte schlicht nichts damit anfangen und das Ganze nicht kontrollieren.

Höhepunkt im Jahr: Die Sommersonnenwende

Die Sommersonnenwende am 21. Juni wird auch als Alban Hevin, Johannis oder Mittsommer bezeichnet. Sie ist das Gegenstück zur Wintersonnenwende am 21.Dezember und markiert den längsten Tag und die kürzeste Nacht des Jahres. Nach der Sommersonnenwende werden die Tage Stück für Stück wieder kürzer. Die Kirche machte aus dem Tag das Johannis-Fest. Das Fest wird zu Ehren Johannes des Täufers gefeiert. Die alten Kelten widmeten dem Fest ganze zwölf Tage und sahen es als Fest des Dankes und der Freude an. Denn zu dieser Zeit stand alles in voller Fülle und voller Pracht. Die Sommersonnenwende war praktisch der Hochpunkt der Fruchtbarkeit. Und überall konnten es die Menschen fühlen, schmecken und riechen. Manche Früchte konnten bereits geerntet werden, andere waren kurz davor. Und das versetzte auch die Menschen in Freude und Ekstase. So war das Feuer zur Sonnenwende, das auch heute noch an vielen Orten entzündet wird, ein Freudenfeuer und ein Feuer des Dankes. Bei den alten Kelten wurde um das Feuer herum ein spezielles Starkbier mit Kräutern getrunken, Paare schwörten sich die ewige Liebe und Kinder wurden zum Schutz vor Krankheiten über das Feuer geworfen. Druiden zauberten mit Blitzpulver Explosionen im Feuer und viele Menschen versetzten sich mit Beifuß und Gundermann in Ekstase. In dieser Nacht war also wieder jede Menge los und es war definitiv viel Raum für Lust, Leidenschaft und Erotik.

Ernte spezieller Kräuter

Die Sonnenwende ist ein hervorragender Zeitpunkt für Kräutersammler. Denn die Jahreszeit ist die Blüte- und Erntezeit für viele Pflanzen. Denn die Lichtenergie, die der Katalysator für Wachstum ist, ist am höchsten. Kräuter und Pflanzen, die um diese Zeit herum geerntet werden können, sind das Johanniskraut. Es wird schon lange als mildes Antidepressivum und Stimmungsaufheller eingesetzt. Auch das entzündungshemmende Arnika, die pflegende Ringelblume, Beifuß, Eisenkraut oder Blutwurz fallen in diese Zeit des Jahres.

Zur Erntezeit: Lugnasad / Lammas / Maria Himmelfahrt

Der August für die Erfüllung. Denn die Ernte war eingefahren und es herrschte überall Reichtum. Deswegen feierten die Kelten am 1. August jeden Jahres ein großes Lichtfest, das sie Lugnasad (Aussprache: Luu-na-sah) nannten. Das Fest lag zwischen den beiden Kardinalpunkten Sommersonnenwende und Herbst-Tag-und-Nacht-Gleiche. Interessant ist es, dass sich Anfang August noch weitere Feiertage zu Ehren Marias befinden. Am 8. August feiert die Kirche Maria Geburt und am 15. August das christliche Maria Himmelfahrt. An diesem Tag beginnen die so genannten Frauendreißiger. Das sind 30-tägige Prozessionen, die am 12. September enden. Und an diesem Datum wird das Fest Mariä Namen gefeiert. Auch der Geburtstag von Isis, der Königin des Himmels, wird am 15. August gefeiert. Auch um das Fest Maria Himmelfahrt ranken sich wieder zahlreiche Mythen und Geschichten, die im Folgenden kurz dargestellt werden sollen.

Namesklärung: Lugnasad um Lammas

Der Name des Festes geht auf den Gott Lug zurück. Er veranstaltete das Fest für seine Amme und Ziehmutter und ließ es auf ihrem Grabhügel ausrichten. Dabei stand die Ziehmutter für die Erdgöttin bzw. die „Große Mutter“ und Wächterin über Ernte und Landwirtschaft. Das Fest war ein Fest zur Ehre der Ernte. Denn es war stets eine bange Zeit, bis die Früchte des Feldes eingebracht waren und es somit Schutz vor Hunger und Tod im Winter gab. In vielen Sagen wird beschrieben, dass es zu diesem Zeitpunkt einen sichtbaren Lichtübertritt, als eine Art Strahl oder Blitz gab. Und Lug hat auch den Beinamen „der mit dem langen Arm“. Das kann wohl auch auf diesen Lichtblitz zurückgeführt werden. In einen Zusammenhang gezogen werden können die Keltenschanzen, die auch heute noch existieren. Keltenschanzen sollten Blitze anziehen, um das umliegende Land vor einem Einschlag zu schützen. Andererseits wurden Keltenschanzen – als spezielle Kraftplätze – dazu genutzt, dass sich die Kämpfer vor Schlachten mit Energie aufluden. Für ihre Feinde musste das oft animalisch und unmenschlich gewirkt haben. Heute findet man auf manchen Keltenschanzen Fußballplätze, was energetisch zum Thema „Kampf“ passt. Zum Wohnen wären solche Plätze durch ihre besondere energetische Aufladung wohl eher ungeeignet. Wie erwähnt ist der Name Lugnasad keltischen Ursprungs. In Sachsen heißt das Fest dagegen Lammas. Dort wird es auch als das „Schnitterfest“ gefeiert. Denn um diese Zeit wird das Getreide geschnitten und die Ernte eingebracht. Im Alpenraum findet man heute noch „Maria-Schnee-Kirchen“. Sie können ebenfalls mit Lugnasad in Verbindung gebracht werden. In den Geschichten rund um die Kirchen kommen oft auch helle Strahlen oder Lichterscheinungen vor. Auch die Lourdes-Sage geht in eine ähnliche Richtung. Denn Lourdes soll auf einem strahlenden Stein gesehen worden sein.

Gedenken an die Ahnen: Samhain / Allerheiligen / Halloween

Samhain oder auch Allerheiligen oder Halloween (englisch: All Hallows Eve und im Prinzip die Übersetzung zu Allerheiligen) bezeichnet die Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November. Wie bereits erwähnt, begann das neue Jahr für die Kelten stets im dunklen November. Aus diesem Grund war dieses Fest das Silvester der Kelten. Der Begriff Samhain steht dabei für die Jahresnacht. Wie bereits erwähnt ist dies die dunkle erste Jahreshälfte, bevor das Jahr heller und zum Jahrestag wird. In anderen Deutungen bedeutet Samhain „Sommerende“. In der Mythologie bedeutet Samhain den Zeitpunkt, wo die Sonne als der König des Jahreskreises, stirbt. Zugleich wird aber ein neuer König geboren. In der kirchlichen Tradition wird dies vom Fest zu Ehren des heiligen St. Leonhard aufgegriffen. Dieses Fest wird an vielen Orten im Alpenraum mit dem Leonhardi-Ritt gefeiert. Auch hier geht es darum, einen neuen König zu inthronisieren. Die kirchlichen Feiertage Totensonntag (letzter Sonntag im Oktober), Allerheiligen (am 1. November) und Allerseelen (am 2. November) beschäftigen sich sehr mit dem Thema Tod, Sterblichkeit und den Ahnen. Deswegen sind diese Tage auch besonders geeignet, um die Verstorbenen zu ehren und an sie zu denken. Jeder hat dafür sein eigenes Ritual. Das kann der Besuch auf dem Friedhof oder an einem bestimmten Ort sein, der Austausch von Erinnerungen im Familienkreis oder das Ansehen alter Bilder. Eine Pflanze, die wie keine andere, für diese Zeit im Jahr steht, ist übrigens der Holunder. Im Frühling blüht der Holunder hell und freundlich. Seine reifen Beeren sind allerdings schwarz und roh sind sie giftig. Gekocht ist Holunder wohlschmeckend und heilsam. Wir haben hier also die Gegensätze schwarz und weiß giftig und gesund. Auch der Holunderbaum selbst hat diesen Gegensatz in sich. Die Beeren ziehen den Baum schwer nach unten. Das Holz selbst ist locker und leicht.

Es wird wieder heller: Die Wintersonnenwende

Auch die Wintersonnenwende am 21.Dezember hat wieder viele verschiedene Namen. Im keltischen trägt sie den Namen Alban Arthuan. Für manche ist sie das Jul-Fest, die Mutternacht oder auch die Weihnacht. Die Wintersonnenwende ist die längste Nacht des Jahres, an diesem Tag ist es am dunkelsten und die Sonne ist nur sehr kurz zu sehen. In den nordischen Regionen wird es an diesem Tag überhaupt nicht mehr hell. In der Mythologie wird tief im Erdinneren zur dunkelsten aller Zeiten ein neues Sonnenkind geboren. Und auch im Christentum findet sich diese Analogie, mit Jesus, der seinen Geburtstag am Weihnachtfest oder in der Heiligen Nacht feiert. Die nordischen Länder nennen diese Zeit Jul oder Jol. Jul ist der Höhepunkt der Dunkelheit und zugleich wird es ab diesem Tag jeden Tag wieder ein Stückchen heller – bis sich an der Sommersonnenwende wieder alles umdreht. Die Wintersonnenwende steht also für einen Aufbruch, für das zarte und unscheinbare Aufkeimen von neuem Leben und für die Hoffnung. Und auch wenn wir in unserer technisierten Welt mit warmen Häuser, hellem Licht im Winter keiner existenziellen Bedrohung mehr ausgesetzt sind, spüren auch wir den Winter. Depressionen steigen in der dunklen Jahreszeit sprunghaft an und machen den Menschen zu schaffen. Auch für sie ist die Wintersonnenwende ein Funken Hoffnung, dass es wieder aufwärtsgeht und bald heller wird. Frühere Kulturen begingen die Wintersonnenwende nicht nur an einem einzigen Tag, sondern feierten sie zwölf Tage lang. Das Relikt daraus, sind die zwölf Rauhnächte, um die es im nächsten Absatz gehen wird.

Zeit des Übergangs: Die zwölf Rauhnächte

Die Rauhnächte bezeichnen die zwölf Nächte vom 24. Dezember bis zum 6. Januar. Die wichtigsten Rauhnächte sind die Thomas-Nacht (vom 20. auf den 21.Dezember), der Heilige Abend (vom 24. auf den 25.Dezember), Silvester (vom 31. Dezember auf den 1. Januar) und die Nacht vom 5. auf den 6. Januar. Wobei zu erwähnen ist, dass die Thomas-Nacht eigentlich außerhalb der Rauhnächte liegt, aber als Wintersonnenwende eine ganz besondere Bedeutung hat. Mancherorts wird sie deshalb dazugezählt, an anderen Orten eben nicht, Bereits bei früheren Kulturen waren diese Nächte heilig. Während dieser Zeit verbrachte man viel Zeit mit der Familie und reduzierte seineArbeit auf ein Minimum. Auch heute gibt es bei uns in den Rauhnächten noch spezielle Bräuche. Viele Menschen waschen zum Beispiel in dieser Zeit keine Wäsche, da früher das Aufhängen von Wäsche (vor allem weißer Wäsche) verboten war. Denn man hatte Angst, dass sich die Räuber und Jäger, die zu der Zeit aktiv waren, bei ihrer Jagd in der Wäsche verfangen würden und das Unglück bringt. Auch das Kartenspielen war verboten. Und manche Menschen fasteten und beteten während der Rauhnächte, um sich vor Unheil im kommenden Jahr zu schützen. Auch das Ausräuchern ist ein beliebter Brauch in dieser Zeit. An vielen Orten werden ganze Häuser ausgeräuchert, um das Alte abzuschließen und Platz für das Neue zu machen. Dabei sollten böse Geister und Dämonen vertrieben werden. Zum Räuchern eignen sich besonders Beifuß, Mistel, Holunder, Lavendel und Fichtenharz. Auch die Perchtenumzüge, die heute noch im Alpenraum stattfinden, führen eine solche Tradition fort. Die Umzüge sollen eine Jagd darstellen, auf der böse Geister und Dämonen vertrieben werden sollen. Das sollte den Tod und Krankheit abhalten. Dabei überwachen die Perchten die Einhaltung der Ordnung und sorgen dafür, dass Böses abgewendet wird. Ein Kennzeichen der Perchten ist ihre Glocke. Auch der neuzeitliche Brauch des Feuerwerks an Silvester erinnert daran, dass damit etwas Böses vertrieben werden soll. Und das Bleigießen soll uns den Ausblick auf etwas Neues eröffnen. Denn die Rauhnächte bezeichnen den Übergang vom alten zum neuen. In unserem Kalender umspannen sie genau den Wechsel von einem alten Jahr zu einem neuen Jahr. Das nehmen auch heute viele Menschen zum Anlass, um das Vergangene Revue passieren zu lassen, zu reflektieren und einen Ausblick auf das neue Jahr zu wagen.

Die Erscheinung: Heilg-Drei Könige / Holle

Heilig-Drei-Könige wird am 6. Januar jedes Jahres von den Christen gefeiert. Der Feiertag erinnert an den Besuch der heiligen drei Könige beim neugeborenen Jesuskind im Stall. Die drei Könige aus dem Morgenland waren dem hellen Stern am Himmel gefolgt, bis sie das kleine Kind in der Krippe im Stall in Bethlehem gefunden haben. Als Dank und Zeichen der Anerkennung beschenkten sie den jungen Heilsbringer mit Salbei, Weihrauch und Myrrhe. Im griechischen bedeutet „Heilig-Drei-Könige“ Epiphania. Dieses Wort heißt übersetzt Erscheinung. Aus diesem Grund feiert die Ostkirche erst am 6.Januar Weihnachten. Der 6. Januar bildet aber auch den Abschluss der Rauhnächte. Die letzte Nacht (vom 5. auf den 6. Januar) wird auch als die Perchten-Nacht bezeichnet. Volkstümlich wird sie auch als die Nacht der Wunder bezeichnet. Wie der Heiligabend gilt auch sie als kinderbringende Nacht. Percht bedeutet soviel wie leuchtend und strahlend. Percht ist übrigens nur eine andere Bezeichnung für die Frau Holle aus dem Märchen. In Teilen Österreichs und Bayerns gibt es auch heute noch den Brauch der Perchtmilch. Sie wird von den Bauern bereitgestellt und soll das ganze Jahr über Fruchtbarkeit bringen. Ein anderer – wahrscheinlich noch weiter verbreiteter Brauch als die Perchtmilch ist das Sternsingen. In weiten Teilen des Landes ziehen am Dreikönigstag Kinder von Haus zu Haus. Die Kinder sind als die drei Könige verkleidet und sammeln normalerweise für Bedürftige. An jeden Türstock malen die Sternsinger mit Kreide die Zeichen „C + M + B“. Einerseits stehen die Buchstaben für Caspar, Melchior und Baltasar – die Namen der drei Könige. Die Kirche verwendet es auch gerne als „Christ mansionem benedicat“. Das bedeutet sovie wie „Christ schützt dieses Haus“. Und interessanterweise hat auch dieser scheinbar christliche Brauch einen uralten Vorläufer, nämlich die drei Bethen. Die drei Bethen waren die drei Frauen Catharina, Margarethe und Barbara. Und überraschenderweise haben die drei Heiligen genau die gleichen Anfangsbuchstaben wie die drei Könige. Zusammen stehen die drei Frauen für die Urmutter – die wiederum als Percht oder Frau Holle bezeichnet wird. Die ursprünglichen Bethen hießen übrigens Ambeth, Wilbeth und Borbeth,

Die Natur beginnt zu erwachen: Imbolc / Lichtmess / Brigid

Das Lichtmess-Fest, das auch als Imbolc oder Brigid bezeichnet wird, wird in der Nacht vom 1. auf den 2. Februar begangen. An Lichtmess merkt man bereits, dass die Tage wieder länger werden. Zwar sieht es draußen noch nach Winter aus, weil die Landschaft oft noch unter einer dicken Schneedecke begraben ist und sich auch in der Natur nichts tut, aber die Sonne scheint bereits wieder merklich länger. Der Legende nach löst die schöne Göttin und Lichtjungfrau Brigid die dunkle, schwarze Göttin ab und löst damit auch den Winter ab. In der Legende spielt auch der Bär eine große Rolle. Denn er steckt an diesem Tag zum ersten Mal nach dem Winter seine Nase wieder ins Freie, um zu sehen, ob der Frühling bereits begonnen hat. Der Bär ist in diesem Fall ein Synonym für den noch verhüllten juvenilen Sonnengott. Er ist zu dieser Zeit noch etwas schlaftrunken und tapsig, wird aber schon bald zu seinem vollen Glanz auferstehen. Die Kelten nutzen Brigid für ein Feuerfest. Und die Göttin selbst – brachte der Sage nach – an diesem Tag das Feuer. Das Feuer steht in diesem Kontext für die Sonne, die damit begrüßt wird. Auch heute noch gibt es zahlreiche Ortsnamen, die auf Brigid zurückgehen: Bregenz am Bodensee, Brega in Irland oder Brig im schweizerischen Wallis. Es war üblich, an diesem Tag das Orakel zu befragen und probeweise Ehen zu schließen. Imbolc steht für „Rundum-Waschung“ und ist deswegen ein Reinigungsfest. Es soll in uns wieder Energie und Lebendigkeit wecken. Nach dem langen und harten Winter soll es uns wieder zum Leben erwecken und daran erinnern, was in uns steckt.