Der 15. August ist ein ganz besonderer Tag für alle, die die Kraft der Natur und das Geschenk der Kräuter schätzen. In vielen ländlichen Gebieten Deutschlands, Österreichs und der Schweiz wird an diesem Datum die Kräuterbuschenweihe gefeiert, ein Brauch, der in den letzten Jahren ein fröhliches Comeback erlebt hat. Vor allem im alpenländischen Raum und in traditionell verwurzelten Gemeinden kommt dieser Brauch zu neuem Leben. So wird aus einer alten Tradition wieder eine lebendige Feier der Pflanzen und ihrer heilenden Kräfte.
Heutzutage treffen sich oft Gruppen von Frauen, um gemeinsam am Abend vor Mariä Himmelfahrt die Kräuter für die Weihe zu binden. Es ist ein ganz besonderer Moment, wenn wir uns um den langen Tisch versammeln und die duftenden Kräuter auslegen. Ich liebe es, wie die verschiedenen Aromen die Luft erfüllen! Jedes Kraut hat seine eigene Geschichte und Bedeutung, und während wir die Bündel binden, spüre ich eine tiefe Verbundenheit mit der Natur und unseren Vorfahren.
Wir gehen im Kreis und nehmen uns Kraut für Kraut. Dabei wird jedes Bündel sorgfältig zusammengestellt. Während dieser zeremoniellen Handlung, die oft mit Lachen und Geschichten verbunden ist, wird auch das Bewusstsein für die alten Heilkräuter geweckt – etwas, das in unserem modernen Alltag oft in Vergessenheit gerät.
Eine große Frage, die oft aufkommt, ist: Welche Kräuter wandern in die Bündel? Häufig handelt es sich um eine Auswahl an heimischen Kräutern und Blumen aus Wald, Wiese und Garten. In vielen Regionen sind es besonders die Zahlen Sieben, Neun, Vierzehn und Achtzehn, die überliefert werden. Diese Zahlen tragen oft symbolische Bedeutung und werden als magisch betrachtet.
Doch für mich ist die Anzahl der Kräuter nicht das Wichtigste. Vielmehr geht es darum, dass wir die alten Heilkräuter wieder ins Bewusstsein holen. Maria Himmelfahrt ist nicht nur ein religiöses Fest, sondern auch ein Moment, in dem wir die Pflanzen und ihre heilenden Eigenschaften achten sollten. Während früher die Kräuterbündel dazu dienten, Tees zubereiten oder das Haus vor Gewitter und negativen Energien zu schützen, so begegnen sie uns heute oft in ganz anderen Kontexten.
Ein ganz besonderes Kraut, das in jedem Bündel seinen Platz hat, ist die Königskerze. Ihre prächtige, aufrechte Blüte wird in der Mitte des Bündels platziert, während die anderen Kräuter darum herum angeordnet werden. In früherer Zeit war sie bekannt dafür, bei Gewittern und Krankheiten Schutz zu bieten. Der Glaube, dass das Räuchern eines kleinen Teils der Königskerze das Zuhause vor Blitzen schützt, ist in vielen ländlichen Gegenden tief verwurzelt. Ihr Platz im Bündel ist also nicht nur dekorativ, sondern auch voller Bedeutung.
Wenn der Tag der Weihe gekommen ist, werden die Bündel im Gottesdienst gesegnet und danach verkauft. Der Erlös fließt oft in wohltätige Projekte, was der Tradition noch eine weitere schöne Dimension hinzufügt. Die Kräuterbündel finden ihren Weg in viele Haushalte, in die sie sonst vielleicht nicht gelangt wären. Oft werden sie an speziellen Orten im Haus oder Stall aufgehängt – früher war das der Herrgottswinkel in den Alpen, heute findet man sie auch an der Vorhangstange in der Küche oder in der Nähe der Haustüre. Oft geschieht dies intuitiv, um die Energien im Zuhause zu harmonisieren und negative Einflüsse fernzuhalten.
Der 15. August ist also nicht nur ein Fest, an dem wir die Kräuter feiern, sondern auch ein Tag der Reflexion und der Dankbarkeit. Die Natur bietet uns so viel, und es ist an der Zeit, diese Geschenke zu schätzen und zu respektieren. In einer Welt, die oft von Hektik und Stress geprägt ist, ermutigt uns dieser Brauch, innezuhalten und uns wieder mit unseren Wurzeln zu verbinden.
Ich lade dich ein, an diesem besonderen Tag die Bedeutung der Kräuter in deinem eigenen Leben zu reflektieren. Hast du einen besonderen Platz für Kräuter in deinem Zuhause? Vielleicht ist es an der Zeit, ein eigenes Kräuterbündel zu binden oder alte Kräuterkundetraditionen neu aufleben zu lassen. Die Natur hat immer für uns gesorgt, und durch das Feiern von Mariä Himmelfahrt können wir ein Stückchen dieser Fürsorge in unser Leben integrieren.
Ich erinnere mich gut an die ersten Male, als ich mit meinen Freundinnen ein Kräuterbündel gebunden habe. Das Lachen, die Geschichten, der Zauber des Augenblicks – all das hat mir geholfen, die Verbindung zu meiner Natur wieder zu stärken. Es ist nicht nur die Pflege der Kräuter, die wichtig ist, sondern die Gemeinschaft, die dabei entsteht.
Egal, wo du lebst, nimm dir einen Moment Zeit, um über die Kräuter in deiner Region nachzudenken. Welche traditionellen Anwendungen sind dir bekannt? Vielleicht gibt es auch Kräuter, die in deinem Garten wachsen, die du für eine kleine Feier nutzen könntest. Nimm sie wahr, schätze sie, und lasse ihre Energie in deinem Leben teilhaben.
Der Tag der Kräuter am 15. August ist eine wunderbare Gelegenheit, um die heilsame Kraft der Natur zu feiern. Durch die Kräuterweihe und das Binden der Bündel wird nicht nur eine alte Tradition lebendig gehalten, sondern auch ein tieferer Respekt für die Natur und ihre Geschenke gefördert. Lass uns gemeinsam an diesem besonderen Tag innehalten und die Schönheit und die Magie der Kräuter würdigen.
Und so lade ich dich ein, die Verbindung zu unseren natürlichen Wurzeln zu stärken, die alten Heilkräuter neu zu entdecken und die Dankbarkeit für alles, was uns geboten wird, zu zeigen.
Eure Barbara Martin